Das Meer in der Literatur

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Redakteur
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Das Meer ist ein Thema, das im Werk von Thomas Mann immer wieder auftaucht. Doch es ist kein pures Glück, das er beschreibt. Oft schwingt auch ein Gefühl vom nahenden Ende mit. Das Ausstellungsexperiment Erzähl mir Meer! Geschichten von der See, das ab 20. Juni im Buddenbrookhaus in Lübeck zu sehen ist, zeigt diese Zwiespältigkeit auf. An der Gestaltung haben Studierende der Hochschule für bildende Künste Hamburg mitgewirkt und in Zusammenarbeit mit der Kuratorin Caren Heuer ein völlig neuartiges künstlerisches entwickelt. Die Präsentation wurde am heutigen Vormittag der Öffentlichkeit vorgestellt.

„Im Zuge unseres Bauprojekts zur Erweiterung des Buddenbrookhauses erproben wir neue Konzepte der Präsentation von Literatur. Erzähl mir Meer! geht anders mit Literatur um, als dies in Ausstellungen üblich ist. Aus den Erfahrungen, die wir mit diesem Experiment machen, wollen wir für die zukünftige Dauerausstellung lernen“, erklärte Prof. Dr. Hans Wißkirchen, Leitender Direktor der Lübecker Museen. Die zwiespältigen Assoziationen mit dem Meer haben in der abendländischen Kultur eine lange Tradition. Von der biblischen Sintflut bis zum „Tag am Meer“ der Hip-Hop-Band Fanta Vier zeigt das Ausstellungsexperiment seine vielen Bedeutungsebenen auf. Rund 100 Texte zum Meer sind in der Schau zu lesen. Wer mag, kann in die Textflut eintauchen, die Lieblingstexte von vorbereiteten Zettelblöcken an der Wand abreißen und die eigene Auswahl mit nach Hause nehmen.



Ausdrücklich fordert die Ausstellung auch dazu auf, eigene Erinnerungen an das Meer zu formulieren und sie Teil der Ausstellung werden zu lassen. Dahinter steht der Gedanke, dass das jahrtausendealte Meeresgedächtnis um die eigene Erfahrung erweitert wird.„Das Meer ist in der Literatur der Manns, gerade bei Thomas Mann, ein zentrales Motiv. Es ist gleichzeitig auch ein Thema, zu dem jeder Besucher seine eigene Erfahrung mitbringt. Deshalb eignet es sich sehr gut für ein solches Ausstellungsexperiment“, erklärte Dr. Birte Lipinski, Leiterin des Buddenbrookhauses.

Alltägliche Berichte vom Meer und über das Meer stellen die in der Ausstellung gezeigten Postkarten dar, die Thomas Mann an seinen Bruder Heinrich schrieb. In einer Karte, 1928 auf Sylt geschrieben, heißt es: „Euch allen viele Grüße von diesem rauen Meer, an dem wir gestern Abend wieder eingetroffen. Die Kälte ist schockierend nach der Münchener Gluthitze, und sonderbar mag es sein, so weit zu reisen, um dies zu haben. Aber so will’s das Herz. Alles Gute. T.“ Insgesamt sind 6 Originalpostkarten zu sehen – geschrieben in den Jahren 1924 bis 1928, abgeschickt in Italien, Rügen oder Sylt. Die Postkarten stammen aus dem eigenen Archiv des Buddenbrookhauses.

Einzigartig am Ausstellungskonzept der Hamburger Studierenden ist, dass der literarische Text über Hanno Buddenbrook in mathematische Formeln übertragen und dann in Luft, Licht und Klang umgesetzt wurde. Konkret heißt das: Der Text wurde seziert und in Stimmungsdiagramme übertragen. Die vier Gefühlswelten – Hannos sich verschlechternde Laune, seine zunehmende Passivität, die düsteren Gedanken beim Blick auf das Meer und die vergehende Zeit – wurden im nächsten Arbeitsschritt in unterschiedliche Medien übersetzt. Für das Meer steht die variierende Intensität von Wind, der mittels eines Industrieventilators in den Raum geweht wird. Verschiedene Lichtstimmungen, die von einem zentralen Lichtobjekt neben der Windmaschine ausgehen, illuminieren Hannos Emotionen. Seine Aktivität wird durch Klänge und Geräusche deutlich gemacht. Grafische Elemente an den Wänden, die u.a. die Zeilenangaben aus dem Kapitel zeigen und sich im Raum von Standbildern in Bewegtbilder verwandeln, verdeutlichen die gefühlte zeitliche Wahrnehmung. Auf diese Weise sollen unterschiedliche Wahrnehmungssinne der Besucher angesprochen werden. Kuratorin Caren Heuer: „Die Ausstellung diktiert keine bestimmte Interpretation des Textes, sondern überlässt diese dem lesenden und wahrnehmenden Besucher. Im besten Fall haben wir eine neue, zeitgemäße Form gefunden, Literatur im Museum zu inszenieren.“

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