Im Jahr 1948 begann Günter Grass ein Studium der Bildhauerei und Grafik an der Kunstakademie Düsseldorf. Er experimentierte künstlerisch, verfasste Gedichte, reiste per Autostopp nach Italien und Frankreich. Während seines Studiums stellte er die Weichen für seine spätere Arbeitsweise, bei der „Worte und Zeichen aus einer Tinte“ fließen. Ein tiefer Einblick in diese Lebensphase war bisher unmöglich, denn die meisten damals von Grass geschaffenen Arbeiten galten als verschollen.
Foto Günter Grass, Aschermittwoch 1949, Lübecker Museen – Foto: Wilhelm Schönenberg
Erst 2013 tauchten 150 Werke wieder auf. Die Ausstellung Don´t fence me in. Frühe Bilder von Günter Grass zeigt nun erstmals eine Auswahl dieser Zeichnungen, Aquarelle und Plastiken. Die von Viktoria Krason kuratierte Ausstellung wurde am Mittwochvormittag der Öffentlichkeit vorgestellt. Sie ist bis zum 23. Oktober im Günter Grass-Haus in Lübeck zu sehen.
„Die Ausstellung ermöglicht einen neuen Blick auf den Künstler Günter Grass. Deshalb ist sie ein besonders wichtiges Projekt unseres Hauses“, betonte Museumsleiter Jörg-Philipp Thomsa Die Ausstellung blickt in die Nachkriegszeit: Wenn der Cowboysong »Don’t fence me in« das Wochenende ankündigte, sang Roy Rogers den jungen Deutschen damit aus der Seele.
Noch waren die Spuren der Vergangenheit nicht zu übersehen und keinem war klar, was genau die Welt nach 1945 bieten würde – auf jeden Fall jedoch die Freiheit, das Leben in die eigenen Hände zu nehmen und sich von nichts und niemandem mehr etwas vorschreiben lassen zu müssen.
Günter Grass setzte sich im Rahmen seines Studiums intensiv mit Bildhauerei und Grafik auseinander. Die meisten damals von ihm geschaffenen Arbeiten galten lange als verschollen. Erst im Jahr 2013 wurde bekannt, dass sich eine Sammlung von mehr als 150 Werken unter der Außentreppe seiner Düsseldorfer Atelierwohnung erhalten hat. Die Ausstellung in Lübeck ergänzt diese Werke aus dem Besitz der Günter und Ute Grass Stiftung durch erste unveröffentlichte Gedichte sowie Auszüge aus den Manuskripten der »Blechtrommel« (Literaturarchiv der Akademie der Künste, Berlin), »Beim Häuten der Zwiebel« und »Vonne Endlichkait« (Günter und Ute Grass Stiftung), die rückblickend auf die Lehrjahre des bildenden Künstlers Bezug nehmen.
Zusammen mit diesen Exponaten beleuchten Dokumente aus dem Medienarchiv Günter Grass Stiftung Bremen, dem Stadtarchiv Düsseldorf und dem Archiv der Kunstakademie Düsseldorf Grass’ frühes Schaffen und zugleich das Lebensgefühl einer ganzen Generation zwischen Kriegsschuld und Überlebensfreude.
Presse Lübecker Mussen