Lübecker Bühnenverein verabschiedet Verhaltenskodex

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Redakteur
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Der Bühnenverein hat auf seiner diesjährigen Jahreshauptversammlung in Lübeck einen „Wertebasierten Verhaltenskodex zur Prävention von sexuellen Übergriffen und Machtmissbrauch“ verabschiedet, den die Mitgliedstheater und -orchester in ihren Häusern kommunizieren und individuell weiterentwickeln werden. „Dies ist kein Katalog, der menschliches Verhalten bis in den letzten Winkel hinein diktiert und ausleuchtet. Aber er soll die Theater und Orchester bestärken, mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern immer wieder auszuhandeln, wie man miteinander umgeht und arbeitet“, sagte Bühnenvereinspräsident Ulrich Khuon in Lübeck.

Auch Schleswig-Holsteins Kultusministerin Karin Prien, die die Jahreshauptversammlung eröffnet hat, steht hinter der Initiative des Bühnenvereins: „Der Deutsche Bühnenverein bezieht Position. Der Bühnenverein will Machtmissbrauch und sexueller Belästigung auch im Kulturbereich den Kampf ansagen. Das ist ein wichtiges Signal“, so Ministerin Prien. „Ebenso richtig ist es, mit einer Beratungsstelle auch ein konkretes Angebot zu schaffen.“ Letzte Woche wurde ein Trägerverein gegründet, der die „THEMIS-Vertrauensstelle gegen sexuelle Belästigung und Gewalt“ in der nächsten Zeit in Berlin einrichten wird. „Themis, die Göttin der Gerechtigkeit, ist eine gute Patin für eine unabhängige Beratungsstelle, die außerhalb von Theatern und Orchestern angesiedelt ist. Wir hoffen, damit alle Betroffenen zu erreichen“, sagte Marc Grandmontagne, Geschäftsführender Direktor des Bühnenvereins.

 

Als weiteren wesentlichen Schritt in Richtung Geschlechtergerechtigkeit beschloss der Bühnenverein, eine paritätische Besetzung aller Gruppenvorstände und Gremienpositionen in absehbarer Zeit umzusetzen. Die Modernisierung des Verbands und seiner Strukturen wird weiter vorangetrieben. Der Bühnenverein wird seine Fortbildungsaktivitäten in den Bereichen Kommunikation, Konfliktmanagement und Führung sowie Allgemeines Gleichstellungsgesetz (AGG) verstärken. Die im Bühnenverein organisierten Kulturpolitikerinnen und Kulturpolitiker aus Ländern und Kommunen wollen sich in Zukunft noch stärker vernetzen. Der Dialog und die Zusammenarbeit im Hinblick auf Qualifizierung und Weiterbildung von Führungspersonal an Theatern und Orchestern sollen intensiviert werden.

 

Im Hinblick auf das zweite Schwerpunktthema Digitalisierung im Theater und Orchester hat der Bühnenverein in Panels zu künstlerischer Praxis, Kommunikation, moderner Verwaltung, Bauen und Qualifizierungsfragen debattiert. Digitalisierung geht alle Arbeitsbereiche an, und zwar auf, vor und hinter der Bühne. Nicht nur die künstlerische Praxis ist davon betroffen, sondern auch Weiterentwicklungen und Synergieeffekte in allen Bereichen.

Foto: Klaus Mittelstädt / Marc Grandmontagne (Geschäftsführender Direktor), Bühnenvereinspräsident Ulrich Khuon und Christian Schwandt (Theaterdirektor Lübeck) v.l.

„Digitalisierung kann man nicht verschlafen, sie weckt einen jeden Tag auf, aber man kann sie gestalten“, sagte die Journalistin Esther Slevogt bei der Zusammenfassung der Panels. Die digitale Vernetzung eröffnet aus Sicht des Bühnenvereins auch verstärkte Möglichkeiten des Austauschs der Häuser untereinander. Hierbei kann der Bühnenverein als Koordinator und beim Wissensmanagement eine wichtige Rolle spielen.

 

Die digitale Kommunikation hat darüber hinaus auch tiefgreifende Auswirkungen auf Kommunikationsprozesse. Demokratisches Selbstverständnis ist zwar durch Desinformation, stetigen Input und die damit verbundene mediale Gereiztheit gefährdet. Aber der Tübinger Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen, der die Eröffnungs-Keynote hielt, bleibt dennoch optimistisch. Er glaubt an die Fähigkeit zur Medienmündigkeit der Menschen und beschreibt, dass der intellektuelle Markt sich neu sortiert.  Gerade im digitalen Zeitalter fällt den Kunsteinrichtungen, den Theatern, dabei eine wachsende Bedeutung zu, weil sie die Wahrnehmung von Unterschieden als Qualität erachten. Pörksen schlägt vor, dass die Theater einen „Beipackzettel zum Informationsgebrauch“ entwickeln. Da durch die digitalen Instrumente jeder zum Sender wird, braucht die Gesellschaft eine neue Kultur bei der Verhandlung unterschiedlicher Positionen.

 

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