Tolomeo – Lübecker Erstaufführung In italienischer Sprache

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Redakteur
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(CIS-intern) – Oper von Georg Friedrich Händel (1685-1759). Libretto von Nicola Francesco Haym (1678-1729). Uraufführung 1728 in London Lübecker Erstaufführung. In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln.

Foto: Klaus Mittelstädt

»Ungerechter Himmel, du kannst mich töten, doch du erreichst nicht, dass ich deine Strafe verdiene.«

Gestrandet auf einer Insel bewegen sich fünf Menschen im Halbschatten der Seelen, die – wie bei Platon – als Abbilder von etwas anderem auf den Wänden projiziert erscheinen.

Hier wird über große menschliche Themen zwischen Frauen und Männern und über das Leben an und für sich gesprochen. Die Angst sich zu begegnen trotz der Tatsache, dass man sich nicht aus dem Weg gehen kann, weil man die Insel nicht verlassen kann. Die Projektion der Sehnsucht nach der unmöglichen Nähe des anderen, wird zur Qual. Man erkennt auf dieser Insel die Gefühlswelten des Barocks ebenso wie die der Gegenwart – dieses »Das Leben – ein Traum«. Es begegnet uns hier ein modernes Theaterbewusstsein – getragen von der Überzeugung, dass die Fiktion sich über der Wirklichkeit befindet: »Jene Täuschung gefällt dem Herzen besser«, so singen alle im Finale des »Tolomeo«. Bilder aus der Vergangenheit und der Gegenwart werden hervorgezaubert, die sich im Augenblick der gespielten Darstellung auf der Bühne eines Theaters verwirklichen. Oder ist es das Leben selbst? Ist es nicht, was wir gerade alle durch die Pandemie erleben?

Die Flucht aus dem leeren Raum – die Flucht aus der leeren Zeit: beides sind Sinnbilder der Angst vor dem Nichts. Wir erleben den unaufhörlichen Umsturz der Gefühle und der Leidenschaften: Liebe, aus der Hass wird; Hass, der sich wiederum in Mitleid wandelt. Eine Parabel des Menschen, inmitten eine Krisensituation, der sich von einem Augenblick zum anderen neu erfindet und dem es gelingt, sich an sich selbst bis zur Auflösung zu berauschen. Man sucht nicht mehr die Erhöhung, sondern den Austausch, die Verwandlung des Selbst. Am Ende wird die Konfrontation mit der Wirklichkeit nicht akzeptiert – aus Angst vor der Verantwortung.

»Ob das Morgen unserer Helden freud- oder sorgenvoll sein wird, bleibt ungewiss. Wenn sich der Vorhang schließt, findet sich nur ein tödlicher Abglanz auf den Gesichtern derer, die der Flügel des Schicksals gestreift hat.« (Anthony Pilavachi)

 

Premiere 09/10/20 | Großes Haus
Premiere + 11/10/20 | Großes Haus

Musikalische Leitung Stefan Vladar

Inszenierung Anthony Pilavachi

Ausstattung Tatjana Ivschina

 

Mit M. Li, E. Metaxaki, A. Stadel, A. Timotic, J. Hyunbong Choi,

Philharmonisches Orchester der Hansestadt Lübeck

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