Das Programm der 61. Nordischen Filmtage Lübeck

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Redakteur
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Bekannte Regiegrößen und spannende Newcomer aus den skandinavischen und baltischen Ländern geben sich ein Stelldichein im Spielfilmwettbewerb der 61. Nordischen Filmtage Lübeck. Das komplette Programm des Festivals, bei dem neun Preise im Gesamtwert von 52.500 Euro vergeben werden, stellten die Festivalleiter Linde Fröhlich (Künstlerische Leitung) und Florian Vollmers (Festival Manager) zusammen mit den Kurator:innen der einzelnen Sektionen heute bei einer Pressekonferenz im Radisson Blu Senator Hotel Lübeck vor. 196 Filme in insgesamt 283 Vorstellungen geben an sechs Tagen vom 29.10.-03.11.2019 einen detaillierten und spannenden Einblick in das aktuelle Filmschaffen im Norden und Nordosten Europas.

Foto: Klaus Mittelstädt

Dabei zeigen sich interessante Schwerpunkte: Während starke Debüts und reife Alterswerke den Spielfilmwettbewerb auszeichnen, rücken auch entlegene Regionen stärker in den Mittelpunkt. Filme von den Färöern, aus Grönland oder Sápmi, dem Kulturraum der Samen, sind im diesjährigen Programm besonders präsent. Ein neuer Blick auf Natur und ein stärkeres Bewusstsein für unsere Umwelt ziehen sich durch alle Sektionen des Festivals, und die Spione, die sich in der Retrospektive tummeln, haben sich auch in andere Programmteile eingeschlichen. Auch Musik spielt wieder eine große Rolle mit Stummfilmkonzerten und Rahmenveranstaltungen, wie mit dem Branchenverband der Nordischen Filmkomponisten. Norwegen, das Partnerland der diesjährigen Frankfurter Buchmesse, ist literarisch vertreten mit Romanverfilmungen im Wettbewerb und den Serien sowie mit Dokumentationen über norwegische Autoren und Persönlichkeiten der Kunst- und Zeitgeschichte. Im Mittelpunkt steht der Spielfilmwettbewerb, der in diesem Jahr insgesamt 18 Titel umfasst. Neun davon haben bereits einen deutschen Verleih und werden nach den Nordischen Filmtagen Lübeck sukzessive bundesweit anlaufen.

„Das zeigt die hohe Qualität und die Impulskraft des Kinos aus dem Norden Europas und die Wertschätzung, die ihm hierzulande entgegen gebracht wird“, urteilt Linde Fröhlich, Künstlerische Leiterin der Nordischen Filmtage Lübeck. „Die Filme des diesjährigen Wettbewerbs spielen mit großen Gefühlen: Liebe und Verrat, Leidenschaft und Obsession, Trauer und Niedertracht. Sie wenden in hoher Perfektion klassische Erzähltechniken an und setzen zugleich Innovationen durch ungewöhnlichen Bildkompositionen oder die experimentelle Aufhebung der Grenzen von Stil und Genre. Und sie überzeugen durch großartige Darstellerinnen und Darsteller. “

Roy Anderssons kürzlich beim Filmfestival in Venedig mit dem Regiepreis ausgezeichnete Reflexion „Über die Unendlichkeit“ („Om det oändliga“) und Hans Petter Molands in Berlin mit dem Silbernen Bären prämierte Romanverfilmung „Pferde stehlen“ (Ut å stjæle hester) sind internationale Festival-Highlights, zu denen sich weitere Meister des nordischen Kinos gesellen. So serviert Mika Kaurismäki mit „Meister Cheng“ („Mestari Cheng“) eine filmkulinarische Köstlichkeit, und Richard Hobert erzählt in „Der Sohn des Vogelfängers“ (Fågelfångarens son) ein emotionales Familiendrama auf den Färöern. Marius Holst, in Lübeck mehrfach preisgekrönt, begibt sich für seinen packenden Politthriller in den „Kongo“, während der ebenfalls in Lübeck ausgezeichnete Jesper W. Nielsen in seinem Psychothriller „Ausnahme“ („Undtagelsen“) die Niedertracht im Hier und Heute schildert. Rúnar Rúnarsson formt in „Echo“ („Bergmál“) 56 Mini-Dramen zu einem faszinierenden Mosaik der isländischen Gesellschaft. Grímur Hákonarson, der im Dokumentarfilmprogramm zusätzlich mit „Klein Moskau“ vertreten ist, erzählt in „The County“ vom befreienden Eigensinn einer Bäuerin, während Hlynur Pálmasons „Weißer weißer Tag“ („Hvítur, hvítur dagur“) davon handelt, wie ein Witwer in besonderer Weise seine Trauer überwindet. Hierzu wird Hauptdarsteller Ingvar E. Sigurdsson („Phantastische Tierwesen“) in Lübeck erwartet.

„Skandinavisches Schweigen“ („Skandinaavia vaikus“) in bester Bergman-Tradition liefert Martti Helde aus Estland. Der finnische Regisseur J-P Valkeapää führt in „Dogs Don’t Wear Pants“ in die Abgründe extremer Leidenschaften, und in May el-Toukhys „Herzdame“ („Dronningen“) lässt sich Dänemarks Star-Schauspielerin Trine Dyrholm auf eine fatale Affäre ein. Eine Frau mit Doppelleben zwischen verschiedenen Männern und konträren politischen Interessen ist „Die Spionin“ („Spionen“), angelehnt an das Leben der norwegischen Schauspielerin Sonja Wiegert. Unter der Regie von Jens Jonsson brilliert Ingrid Bolsø Berdal in der Hauptrolle neben dem Schweden Rolf Lassgård und dem Deutschen Alexander Scheer, der eine eindringliche Performance als Reichskommissar Josef Terboven gibt.

Den Wettbewerb komplettieren vier Spielfilmdebüts, die aufhorchen lassen: Karolis Kaupinis debütiert mit der historischen Satire „Nova Lituania“, während Ulaa Salim seinen Erstling „Sons of Denmark“ („Danmarks sønner“) als provokanten Politthriller in der nahen Zukunft ansiedelt. Das finnische Partygirl „Aurora“ sucht unter der Regie von Mila Tervo nicht nur eine Frau für einen iranischen Flüchtling, sondern vor allem sich selbst. Und „Anori“, verkörpert von der Sängerin Nukâka Coster-Waldau, ist eine junge Frau aus Grönland, zwischen modernem Leben und alten Mythen. Die Regisseurin Pipaluk Kreutzmann Jørgensen ist die erste Frau von der Insel, die einen Spielfilm realisiert hat.

Die Filme des Regie-Duos Måns Mårlind und Björn Stein sind in Lübeck bereits bekannt. Mit „Feuer und Flamme“ („Eld och Lågor“) werden die beiden Schweden aber zum ersten Mal persönlich hier zu Gast sein und den Festivalreigen am 29.10.19 um 19 Uhr im CineStar Filmpalast Stadthalle eröffnen.

Das Festival ist eine Veranstaltung der Hansestadt Lübeck und seit langem eine feste Größe im Veranstaltungskalender Schleswig-Holsteins sowie ein Highlight für die Fans des nordischen Kinos. Es präsentiert sein Filmprogramm in vier Festivalkinos und weiteren Sonderspielstätten. Hinzu kommen zahlreiche Event-Highlights: So gibt es ein größeres mobiles Fulldome-Kino für die 360° Filme, Stummfilmkonzerte, Multimedia Performances, audiovisuelle Installationen oder Lesungen. Abgerundet wird das Programm durch umfangreiche Industry Events, eine Master Class und ein Filmcolloquium.

Unter www.nordische-filmtage.de stehen ab sofort detaillierte Informationen zum Festivalprogramm. Weitere News gibt es auf den Social-Media-Plattformen Facebook, Twitter, Instagram/nordicfilmdays. Programmraster mit Details zu den Filmen und dem Programm mit allen Vorführzeiten können ab dem 18. Oktober 2019 ebenfalls auf der Festivalwebseite eingesehen werden. Der Kartenvorverkauf beginnt am 26. Oktober um 15:00 Uhr im CineStar Filmpalast Stadthalle Lübeck und online über die Festival Webseite und www.cinestar.de .

 

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