(CIS-intern) – Im Bezirk der Arbeitsagentur Lübeck, der die Hansestadt Lübeck und den Kreis Ostholstein umfasst, waren im Juli 2020 mehr Frauen und Männer von Arbeitslosigkeit betroffen als im Vormonat und im Vorjahr.
„Schuljahres- und Ausbildungsende, Auslaufen befristeter Arbeitsverträge zum Quartalsende sowie die Haupturlaubszeit ließen die Arbeitslosigkeit zum Vormonat saisonbedingt steigen. Dieser Anstieg fiel jedoch geringer als in den letzten Jahren aus. Auch der Abstand zum Vorjahr wird nach dem starken Corona-Einbruch weiter kleiner. Erfahrungsgemäß dauert die Sommerpause im August noch an, bevor es im Herbst eine Belebung am Arbeitsmarkt gibt, die dieses Jahr vermutlich durch die Corona-Pandemie verhaltener ausfallen wird“, erläutert Markus Dusch, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Lübeck.
„Die Kurzarbeit sichert zurzeit viele Jobs. So wird nicht nur Arbeitslosigkeit vermieden, sondern Arbeitsplätze erhalten. Unternehmen können flexibel und schnell den Betrieb wiederaufzunehmen ohne aufwendig nach neuem Fachpersonal suchen zu müssen. Vom 01. März bis 26. Juli sind im Agenturbezirk Lübeck 4.910 Anzeigen zur Kurzarbeit für 50.747 Beschäftigte eingegangen. Damit greifen rund 42 Prozent der Betriebe, die mindestens eine oder einen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten haben, auf dieses Instrument zurück. Die meisten Anzeigen gingen im April ein. In den letzten beiden Monaten sind deutlich weniger hinzugekommen“, erklärt Dusch.
Die Anzeigen kamen aus den verschiedensten Branchen. Während in einigen Bereichen wie Hotels, Gastronomie, Reisebüros, Tourismus und Einzelhandel (ohne Lebensmittel) die Geschäfte wieder anlaufen, könnten andere wie Messebau, Veranstaltungswesen oder Kulturschaffende noch länger von Kurzarbeit betroffen sein.
Wie stark die angezeigte Kurzarbeit tatsächlich genutzt wird, zeigt sich erst in den Arbeitszeitabrechnungen. Dann steht fest, ob wirklich alle Beschäftigten im Unternehmen verkürzt gearbeitet haben oder nur ein Teil, weil sich zum Beispiel zwischenzeitlich Aufträge ergeben haben oder Vorsorgemaßnahmen gelockert wurden. Für die Abrechnung haben Unternehmen drei Monate Zeit. „Nunmehr liegen die Agenturdaten zur Inanspruchnahme für den Monat März vor. 2.148 Betriebe haben für 13.165 Beschäftigte tatsächlich Kurzarbeitergeld erhalten“, ergänzt der Agenturchef.
Durch die Corona-Pandemie hat sich auch der Ausgleich auf dem Ausbildungsmarkt verlangsamt. Das von der Bundesregierung geplante Hilfsprogramm „Ausbildungsplätze sichern“ soll kleine und mittelständische Unternehmen in der wirtschaftlich schwierigen Situation unterstützen. In die Förderung grundsätzlich einbezogen werden sollen Ausbildungen, die nach dem 1. August 2020 beginnen. Auf den Zeitpunkt des Abschlusses des Ausbildungsvertrags kommt es dabei nicht an. Somit können auch Ausbildungen gefördert werden, für die der Ausbildungsvertrag bereits vor Inkrafttreten der Förderrichtlinie abgeschlossen worden ist. Weitere Informationen bieten die Seiten des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) unter
https://www.bmbf.de/files/131_20_Eckpunkte_Ausbildung_sichern_Ansicht02.pdf sowie
https://www.bmbf.de/de/das-sollten-kmu-jetzt-wissen-11839.html.
„Die demografische Entwicklung lässt sich auch durch die Corona-Pandemie nicht aufhalten. Werden Sie jetzt aktiv und sichern Sie sich die Fachkräfte, die sie nach der Krise dringend benötigen. Gerne unterstützen wir Sie bei der Suche nach Auszubildenden“, bietet Markus Dusch Unternehmen an. Jugendlichen rät er: „Machen Sie jetzt Ihre Ausbildung klar. Sogar nach den üblichen Ausbildungsterminen Anfang August oder September können Sie noch einsteigen. Uns liegen rund 1.500 Ausbildungsstellen in vielen Branchen vor, wie zum Beispiel im Baugewerbe, Gesundheitswesen, Handwerk, Handel, Pflege oder verarbeitenden Gewerbe. Unsere Berufsberaterinnen und Berufsberater stehen telefonisch für Gespräche gerne zur Verfügung. Sie helfen Ihnen dabei herauszufinden, welche Berufe zu Ihren Stärken und Talenten passen. Sie unterstützen Sie auch bei der Suche nach Ausbildungsstellen und zeigen bei Bedarf Alternativen auf. Melden Sie sich unter der regionalen Hotline 0451 588-501.“
Arbeitslosigkeit im Agenturbezirk
Insgesamt waren in Lübeck und Ostholstein 15.838 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet, 194 (1,2 Prozent) mehr als im Vormonat und 2.382 (17,7 Prozent) mehr als im Vorjahresmonat. Einen höheren Bestand an Arbeitslosen gab es zuletzt im Juli 2015. Die Arbeitslosenquote auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen blieb unverändert zum Vormonat und stieg um 1,0 Prozentpunkte zum Vorjahr auf 7,1 Prozent.
Arbeitslosigkeit nach Rechtskreisen
Im Rechtskreis SGB III (Betreuung durch die Agentur für Arbeit) lag die Zahl der Arbeitslosen bei 5.865, das sind 280 (5,0 Prozent) mehr als im Vormonat und 1.543 (35,7 Prozent) mehr als im Vorjahr. Die anteilige SGB III‑Arbeitslosenquote betrug 2,6 Prozent.
Im Rechtskreis SGB II (Betreuung durch das Jobcenter) gab es 9.973 Arbeitslose. Das ist ein Minus von 85 (0,9 Prozent) gegenüber Juni 2020. Im Vergleich zum Juli 2019 stieg die Arbeitslosigkeit um 839 (9,2 Prozent). Die anteilige SGB II‑Arbeitslosenquote betrug 4,5 Prozent.
Stellenangebote
Im Juli 2020 wurden 772 Stellen neu zur Besetzung angeboten, 8 oder 1,0 Prozent weniger als im Vormonat. Während im Vergleich zum Vorjahr insgesamt 202 oder 20,7 Prozent weniger Arbeitsstellen angeboten wurden, lag die Nachfrage im Baugewerbe, Handel sowie bei Dienstleistungen sogar wieder über Vorjahresniveau.
Bei 3.667 Stellen wurden noch Arbeitskräfte gesucht, 76 oder 2,0 Prozent weniger als im Vormonat und 780 oder 17,5 Prozent weniger als im Juli 2019. Einstiegschancen für Arbeitsuchende bieten sich im Handel, Gesundheits- und Sozialwesen, Gastgewerbe, verarbeitenden Gewerbe, Baugewerbe oder der Arbeitnehmerüberlassung.
Unterbeschäftigung
Neben dem gesetzlich definierten Kreis der Arbeitslosen gibt es weitere Menschen, die ohne Beschäftigung sind. Sie werden unter dem Begriff der Unterbeschäftigung erfasst und monatlich veröffentlicht, um den Arbeitsmarkt transparent zu machen. Die Unterbeschäftigung stellt damit das gesamte Defizit an regulärer Beschäftigung dar. Hier werden neben den Arbeitslosen beispielsweise Personen in Qualifizierungsmaßnahmen oder Arbeitsgelegenheiten, Krankgeschriebene, geförderte Existenzgründer oder Arbeitsuchende mit Vorruhestandsregelungen ausgewiesen. Insgesamt 20.534 Personen befanden sich im Juli 2020 in Unterbeschäftigung. Die Zahl der Unterbeschäftigten ist in den letzten zwölf Monaten um 1.487 Personen oder 7,8 Prozent gestiegen. Die Zunahme fällt etwas schwächer aus als bei der Arbeitslosigkeit, weil durch die Einschränkungen der Corona-Pandemie weniger Personen als üblich mit Maßnahmen der Arbeitsmarktpolitik begannen.
Arbeitsmarkt Regional
Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Arbeitslosigkeit in allen Regionen des Agenturbezirkes an. Außer im Nordbezirk Oldenburg gab es auch zum Vormonat einen Anstieg.
In der Hansestadt Lübeck waren im Juli 2020 10.093 Arbeitslose gemeldet, 134 (1,3 Prozent) mehr als vor einem Monat und 1.590 mehr als vor einem Jahr. Mit 17,6 Prozent verzeichnet Lübeck den geringsten Vorjahresanstieg aller Regionen in Schleswig-Holstein. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,1 Prozentpunkte zum Vormonat und um 1,3 Prozentpunkte zum Vorjahr auf 8,7 Prozent an. Unter den kreisfreien Städten verzeichnet die Hansestadt die niedrigste Quote.
3.353 Arbeitslose und damit 147 (4,6 Prozent) weniger als im Vormonat und 839 (33,4 Prozent) mehr als im Vorjahr waren dem Rechtskreis des SGB III (Betreuung durch die Arbeitsagentur) zuzuordnen. Einen vergleichbaren Bestand an Arbeitslosen gab es zuletzt im Juli 2006.
Beim Jobcenter Lübeck (Rechtskreis SGB II) waren Ende Juli 2020 6.740 Arbeitnehmende arbeitslos gemeldet, das waren 13 (0,2 Prozent) weniger als im Juni 2020 und 670 (11,0 Prozent) mehr als im Juli 2019. Einen vergleichbaren Bestand an Arbeitslosen gab es zuletzt im Juli 2018.
Die Kurzarbeit sichert zurzeit viele Jobs. Vom 01. März bis 26. Juli sind in der Hansestadt Lübeck 2.326 Anzeigen zur Kurzarbeit für 26.889 Beschäftigte eingegangen. Damit greifen rund 42 Prozent der Betriebe, die mindestens eine oder einen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten haben, auf dieses Instrument zurück.
Im Kreis Ostholstein waren im Juli 2020 5.745 Arbeitslose gemeldet, ein Anstieg von 60 oder 1,1 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr waren 873 Arbeitnehmende oder 17,9 Prozent mehr von Arbeitslosigkeit betroffen. Damit gehört Ostholstein zusammen mit Lübeck und Kiel zu den Regionen mit den geringsten Vorjahresanstiegen in Schleswig-Holstein. Die Arbeitslosenquote blieb unverändert zum Vormonat bei 5,4 Prozent (Vorjahr 4,6 Prozent).
2.512 Arbeitslose wurden bei den Arbeitsagenturen in Ostholstein im Rechtskreis des SGB III betreut, 133 (5,6 Prozent) mehr als im Juni 2020 und 704 (38,9 Prozent) mehr als vor einem Jahr. Einen vergleichbaren Bestand an Arbeitslosen gab es zuletzt im Juli 2007.
Beim Jobcenter Ostholstein (Rechtskreis SGB II) waren 3.233 Arbeitslose gemeldet, das waren 73 (2,2 Prozent) weniger als im Vormonat und 169 (5,5 Prozent) mehr als vor einem Jahr. Einen vergleichbaren Bestand an Arbeitslosen gab es zuletzt im Juli 2017.
Die Kurzarbeit sichert zurzeit viele Jobs. Vom 01. März bis 26. Juli sind im Kreis Ostholstein 2.584 Anzeigen zur Kurzarbeit für 23.858 Beschäftigte eingegangen. Damit greifen rund 41 Prozent der Betriebe, die mindestens eine oder einen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten haben, auf dieses Instrument zurück.
Im Südbezirk (Geschäftsstelle Hauptagentur Lübeck und Umgebung) der Agentur für Arbeit Lübeck waren im Juli 2020 11.511 Arbeitslose gemeldet. Ihre Zahl stieg um 193 (1,7 Prozent) gegenüber dem Vormonat und um 1.762 (18,1 Prozent) gegenüber dem Vorjahreswert an. Die Arbeitslosenquote betrug 8,0 Prozent (Vorjahr 6,7 Prozent). Es meldeten sich 1.883 Personen arbeitslos, 348 oder 22,7 Prozent mehr als im Vormonat und 620 oder 24,8 Prozent weniger als im Vorjahr. 1.694 Personen konnten ihre Arbeitslosigkeit beendeten, 26 oder 1,6 Prozent mehr als im Vormonat und 434 oder 20,4 Prozent weniger als im Vorjahr. 515 neue Stellen wurden im Laufe des Monats angeboten, 21 oder 4,3 Prozent mehr als im Vormonat und 259 oder 33,5 Prozent weniger als im Juli 2019.
Im Mittelbezirk (Geschäftsstelle Eutin und Umgebung) der Agentur für Arbeit Lübeck waren im Juli 2020 2.657 Arbeitslose gemeldet. Ihre Zahl stieg um 10 (0,4 Prozent) gegenüber dem Vormonat und um 278 (11,7 Prozent) gegenüber dem Vorjahreswert an. Die Arbeitslosenquote betrug 5,8 Prozent (Vorjahr 5,2 Prozent). Es meldeten sich 447 Personen arbeitslos, 62 oder 16,1 Prozent mehr als im Vormonat und 153 oder 25,5 Prozent weniger als im Vorjahr. 437 Personen haben ihre Arbeitslosigkeit beendeten, 81 oder 15,6 Prozent weniger als im Vormonat und 9 oder 2,1 Prozent mehr als im Vorjahr. 125 neue Stellen wurden im Laufe des Monats angeboten, 23 oder 15,5 Prozent weniger als im Vormonat und 19 oder 17,9 Prozent mehr als im Juli 2019.
Im Nordbezirk (Geschäftsstelle Oldenburg und Umgebung) der Agentur für Arbeit Lübeck waren im Juli 2020 1.670 Arbeitslose gemeldet. Ihre Zahl ging um 9 oder 0,5 Prozent gegenüber dem Vormonat zurück und stieg um 342 oder 25,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr an. Die Arbeitslosenquote betrug 5,3 Prozent (Vorjahr 4,2 Prozent). Dabei meldeten sich 311 Personen arbeitslos, 90 oder 40,7 Prozent mehr als im Vormonat und 16 oder 4,9 Prozent weniger als im Vorjahr. 328 Personen haben ihre Arbeitslosigkeit beendeten, 248 oder 43,1 Prozent weniger als im Vormonat und 36 oder 12,3 Prozent mehr als im Vorjahr. 132 Stellen wurden im Laufe des Monats neu zur Besetzung angeboten, 6 oder 4,3 Prozent weniger als im Vormonat und 38 oder 40,4 Prozent mehr als im Juli 2019.
Ausbildungsmarkt
Seit Beginn des Beratungsjahres im Oktober 2019 nahmen 2.283 Bewerber*innen die Ausbildungsvermittlung der Agentur für Arbeit Lübeck in Anspruch. Das waren 210 (8,4 Prozent) weniger als im letzten Jahr. 799 (+208 oder 35,2 Prozent) Jugendliche suchten aktuell noch eine Stelle.
Von den Betrieben wurden 3.386 Ausbildungsstellen angeboten. Das waren 285 (7,8 Prozent) Stellen weniger als im Vorjahr. Ein vergleichbares Angebot gab es zuletzt im Juli 2015. 1.512 (+149 oder 10,9 Prozent) Stellen sind noch zu besetzten. Rechnerisch kamen damit 1,89 noch offene Stellen auf eine/einen unversorgten Bewerber*in. Im Vorjahr waren es 2,31 Stellen pro Bewerber*in.
„Es ist noch nicht zu spät für den Start im Herbst. Sogar nach den üblichen Ausbildungsterminen Anfang August oder September können Jugendliche noch einsteigen. Werden Sie jetzt aktiv“, macht Dusch Mut. Insbesondere Unternehmen in sogenannten systemrelevanten Branchen, aber auch viele andere Branchen wie das Baugewerbe, Gesundheitswesen, Handwerk, Handel, Pflege oder verarbeitende Gewerbe sind mit Blick auf die Normalisierung der Wirtschaftstätigkeit und künftige Fachkräftebedarfe weiter auf der Suche nach Auszubildenden.
Gesucht werden zum Beispiel Anlagenmechaniker*innen, Bachelor of Arts (BA) Handel, Bäcker*innen, Kaufleute – Versicherungen, Oberflächenbeschichter*innen Pflegefachkräfte oder Straßenbauer*innen. Gerne unterstützt die Berufsberatung bei der Berufswahl und der Suche nach der passenden Ausbildungsstelle. Gespräche mit der Berufsberatung können telefonisch unter der Hotline 0451 588-501 oder per E-Mail luebeck.berufsberatung@arbeitsagentur.de vereinbart werden.
Top 5 der unbesetzten Ausbildungsplätze in der Hansestadt Lübeck:
- Kaufmann/-frau im Einzelhandel (58)
- Verkäufer*in (44)
- Elektroniker*in- Energie-/Gebäudetechnik (36)
- Kaufmann/-frau – Büromanagement (29)
- Handelsfachwirt*in (Ausbildung; 22)
Top 5 der unbesetzten Ausbildungsplätze im Kreis Ostholstein:
- Kaufmann/-frau im Einzelhandel (70)
- Verkäufer*in (70)
- Koch/Köchin (49)
- Hotelfachmann/-frau (41)
- Anlagenmechaniker*in – Sanitär-/Heiz.-Klimatechnik (35)